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Sascha Offline

Wutwiesel


Beiträge: 283

08.03.2005 23:20
On a Sunday - Jimmy Eat World, 6. März 2005, Werk II Leipzig Antworten


Faintest snow keep falling. Hands around your waist. Nameless, standing cold.
(aus: Crush)

Es ist kalt an diesem Sonntag. Schon seit Wochen. Ich steige aus der Straßenbahn, die mich eben einmal quer durch die Stadt an den Leuschner-Platz gebracht hat.


Frierend sehe ich den umherwirbelnden Schneeflocken zu, während ich der nächsten Bahn entgegensehne, die mich in den Süden bringen wird. Aber auch dort wird es nicht wärmer sein, denn es ist nur die Linie 11, die nicht dem Weg der Zugvögel folgt.
Ein elektrisches Knistern zieht durch die Leitungen über den Schienen. Aus der Ferne nähern sich zwei helle Augen. Die Bahn ist so voller Menschen, dass man annehmen könnte, sie seien allesamt auf der Flucht vor der Kälte.

You're just across the street. Looks a mile to my feet. I want to go to you. Funny how I'm nervous still.
(aus: Kill)

Es ist kalt an diesem Sonntag. Aber das gerät so langsam in Vergessenheit. Die Menschen strömen auf den Bahnsteig und über die Straße. Auf dem Fußweg stoße ich beinahe mit einer alten Frau zusammen. Sie schenkt mir ein Lächeln.
Das Kopfsteinpflaster vor dem Eingang ist glatt. Fast rutsche ich aus.
Dann bin ich drin.

Our weakness ist the same. We need poison sometimes. So take another drink with me.
(aus: Ten)

Zwei Bier und ein paar Songs der Vorband, deren Name mir wohl entfallen ist, später stehe ich in dichtem Gedränge. Meine Jacke und meinen Schal habe ich nicht abgegeben. Mir wird warm.
Die Vorfreude, die - wie das manchmal eben so ist - zuvor irgendwo hängen geblieben sein musste, setzt ein. Gleich werde ich eine Band sehen, die mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist. Eine Band, die für Songs verantwortlich ist, die dich berühren, wie sonst nur weniges, die so entwaffnend sind, dass sie das Eis schmelzen, Songs, die du hören kannst, wenn du glücklich, wenn du traurig und…wenn du verliebt bist.

This is just for me.
(aus: Table For Glasses)

Und dann sehe ich sie. Und ich habe das Gefühl, der einzige zu sein. Zuerst sind es nur Beine, die eine Treppe am Rande der Halle hinabsteigen. Dann erkenne ich die vier Jungs aus Mesa, Arizona.
Mein Mund steht in diesem Moment wahrscheinlich einen kleinen Spalt offen.
Wenige Sekunden später betreten sie die Bühne. Tosender Applaus setzt ein.
Der Kopf meines Vordermanns nervt.

I'm on my feet. I'm on the floor. I'm good to go. All I need is just to hear a song I know.
(aus: A Praise Chorus)

Nach einem kleinen Intro bricht das massive Riff von „Bleed American” ein, und niemand kann mehr still halten. Ich hätte wenigstens meinen Schal wegstecken können.
Für Jubel bleibt keine Zeit, denn ohne Naht geht es direkt in den auflockernden „Authority Song”.
Die Band nimmt das Publikum in Windeseile ein.

Live right now. Just be yourself.
(aus: The Middle)

Es folgt das von Tom Linton gesungene „Blister” vom Emo-Meilenstein „Clarity”.
„And how long would it take me to walk across the United States all alone?”
Und alle singen mit. Meine Augen werden feucht.

In bester Qualität und Emotionalität rocken Jimmy Eat World sich durch vier Alben und erwärmen die Menge nicht nur körpertemperaturtechnisch. Ob es nun der Evergreen „The Middle” ist oder das melancholische „Work”, das mitreißende „Get It Faster” oder der Titeltrack des aktuellen Albums, auf dem da just „Futures” prankt, JEW wissen, wie es geht, und die Fans sind dankbar.
Und ich…ich bin glücklich.

The haze clears from your eyes on a Sunday.
(aus: A Sunday)

„I wanna fall in love tonight” singt Jim Adkins in „A Praise Chorus”. Und das, was schon seit Wochen in mir rumschwirrt, wird mir hier richtig bewusst: Ich bin's längst.

Es ist kalt an diesem Sonntag. Meine Jacke ist offen.
Nachdem das Vierergespann die Bühne nach einer Zugabe verlassen hat, stehe ich draußen im Schnee. In meinem Kopf spielt „Table For Glasses”.

It happens too fast to make sense of it. To make it last.

Es ist vorbei. Und irgendwie schon wieder weit weg. An der Bahnhaltestelle starre ich auf den Fahrplan.
„Was bist'n du für einer?”
- „Wieso?”, frage ich den Mann und widme mich wieder dem Verkehrsnetz.
„Brauchst du den Anstecker noch?”
Er zeigt auf den Ignite-Button an meinem Jackenärmel.
"Ja."

Good things won't let you wait.
(aus: Lucky Denver Mint)

Ich beschließe zu laufen. I want to go to you. Funny how I'm nervous still.
Ich gehe schneller. Beschwingt, verzaubert, verträumt, leicht zitternd.
Es ist Sonntag, und der Frühling hat begonnen.

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