Rapid Eye Movies » Der usbekische Hund

So nun. Ich berichte von meinem nächtlichen Erlebnis.
Wie es sich bei mir meistens verhält, träumte ich in jener Nacht nicht nur einen Traum, sondern mehrere voneinander unabhängige Geschichten. Leider ist mir nur der letzte halbwegs im Gedächtnis geblieben, beim vorhergehenden sind nur lose Fetzen vorhanden, die es nicht Wert sind, niedergeschrieben zu werden.

Ich befinde mich also in einer Stadt - welche es ist, vermag ich nicht zu sagen - und wie ich so umherlaufe, spricht mich plötzlich ein altes Weib an. Die Frau ist für ihre Betagtheit doch erstaunlich groß gewachsen - nicht außergewöhnlich, aber dennoch erwähnenswert. Sie trägt ein dunkelblaues Kleid, welches schon sehr mitgenommen aussieht. Ihr Haar wird durch ein ebenso blau gefärbtes Kopftuch bedeckt, indes man dennoch erahnen kann, dass es vollends ergraut ist.
In ihrer ganzen Erscheinung erinnert mich die Alte sehr an die Großmutter des Grassschen Oskars.

Sie fragt mich nun also, ob ich nicht eine Patenschaft für ihren kleinen Hund übernehmen möchte. Das kleine graue Tierchen, was mit zuvor gar nicht aufgefallen war, tollt vergnügt um uns beide herum. Es ist wohl ein Terrier, vielleicht ein Tibet-Terrier. Allerdings hat er dafür zu kurze Beinchen.
Natürlich willige ich ein.

Szenenwechsel.

Wir befinden uns nun in einem Dorf in der Nähe von Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans. Hier lebt die Greisin mit ihrem Hund. Aus der Vogelperspektive verfolgen wir die Alte beim Überqueren eines schier endlosen Feldes. Was hier angebaut wird, ist für mich schwer zu sagen, der gesamte Boden ist bedeckt von saftig-grünen Blättern. Einige Meter weiter stehen die ersten Bäume eines Waldes.
Der Himmel ist grau und völlig bedeckt. Ein leichter Nieselregen erschwert die Sicht - dennoch wirkt die gesamte Szenerie ungemein harmonisch und beruhigend. Die Alte läuft ruhigen Schrittes geradeaus, um sie herum tollt mein kleiner Patenhund. Ihr Weg ist sehr weit, es sind einige Kilometer, die sie in dieser in dunkles grün getauchten Idylle zurücklegen muss. Doch der kleine Hund bleibt unermüdlich.
Schließlich erreicht sie ein neues Feld. Sie begrüßt ein zweites altes Weib, welche ähnlich gekleidet ist, und deren großen schwarzen Hund, dessen Fell sehr verfilzt und ungepflegt wirkt. Ein dritter Hund - ein hellbrauner Spaniel - kommt hinzu, um meinen kleinen Grauen zu beschnüffeln. Die Alte setzt sich bald wieder in Bewegung und der Kleine springt munter hinterher.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann wandern sie noch heute durch das Feld.

(Jaha, so endet der Traum!)